Schleiereule – September 2020

Schleiereule

Cortinarius praestans

(Cord.) Gillet

praestans = außerordentlich, vornehm

geschrieben von Ingeborg Dittrich

Allgemeines

Die farbenfrohe, sehr artenreiche Großgattung Cortinarius (Schleierlinge) ist durch ihre spinnwebartigen Haarschleier bekannt.  Sie wird unterschiedlich gegliedert. In der Untergattung Phlegmacium (Fr.) Fries (= Schleim- und Seidenköpfe) sind große fleischige Pilze mit oft knolliger Stielbasis zusammengestellt, deren Hüte bei feuchtem Wetter schmierig sind. Zur Sektion Coerulescentes gehört der hier darzustellende Pilz, der erst 1870 von Cordier als Agaricus praestana beschrieben wurde. Gillet ordnete ihn bereits 1879 der Gattung Cortinarius zu. Er ist einer der stattlichsten Blätterpilze überhaupt und der wohl größte Haarschleierling.

Vorkommen

  • Sommer bis Herbst in Laubwäldern, jedoch nur stellenweise, dort aber gesellig, auch in Hexenringen
  • auf Kalkböden in den Mittelgebirgen und der Nachbarschaft der Alpen
  • nach Haas auch auf Mergel- und Lehmböden in Buchenwäldern.

Typische Erkennungsmerkmale

  1. Die beträchtliche Größe und die rotviolettbraune Färbung des Pilzes
  2. Der Hutrand von ausgewachsenen Pilzen ist auffällig stark radial gerunzelt
  3. Die weißlichen Hüllreste auf dem Hut, vor allem am Hutrand
  4. Die auffällig gekerbten Lamellenschneiden
  5. Der angenehm milde Geschmack
Zeichnung Schleiereule

Makroskopische Merkmale

Beim Hervorwachsen ist der ganze Pilz von einer seidigen, violettockerweißlichen Hülle eingeschlossen, der halbkugelige Hut sitzt der breiteren Knolle auf. Nach Aufreißen des Schleiers guckt der Pilz mitunter wie ein „Eulenauge“ aus der Hülle heraus. Der Hut (8-20 cm) bleibt lange eingerollt, er verfärbt sich dann mehr nach umbraviolett, während der Hutrand noch graublauviolett bleibt. Ausgewachsen ist er weinviolettbraun, schließlich fast rot- bis haselbraun, es werden auch rotkupferbraune, sowie schokoladenbraune Tönungen beschrieben. Die Lamellen sind anfangs durch blassbläulichen Haarschleier verschlossen, sind schmal, sehr gedrängt, ausgebuchtet angewachsen, jung grauweißlich, später tonbraun-rostfarbig und haben gekerbte Schneiden. Der Stiel ist sehr kompakt und fest, seine Knolle deutlich, aber stumpf gerundet, nicht gerandet, jung ist er bläulich-violettlich gefärbt, schließlich weißlich bis ockerlich ausblassend, die Knolle zeigt mitunter eine violette Bänderung; Cortina: violettlich, Velum universale: bläulich-violett, dann wie der Stiel ockerweißlich verfärbend, auf dem Hut vergängliche Fetzen. Das Fleisch ist in Hut und Knolle weißlich, im Stiel jung etwas bläulich, sehr hart und fest, mit Lauge bräunlich, mit Säure gelblich, mit Sulfovanillin sofort karminrot verfärbend; sein Geruch ist unbedeutend bis leicht fruchtartig, der Geschmack mild und angenehm. Das Sporenpulver ist in Masse dunkelrostbräunlich gefärbt.

Mikroskopische Merkmale

 

Mandelförmige, warzig-raue Sporen, gelbbräunlich, sehr groß,
12-18/8-9 µm, ohne Keimporus; Hyphen der Huthaut 4-5 µm dick mit untermischten stärkeren Hyphen

Spore Schleiereule
Schleiereule

Verwechslungen

Erdigriechender Schleimkopof, Cortinarius variecolor, mit anfangs deutlich violetten Lamellen, viel kleineren Sporen, durch NH Lösung tiefgelb verfärbendes Fleisch; auch der starke Geruch unterscheidet ihn hinreichend.

Verwertbarkeit

In Deutschland gilt die wärmeliebende und in naturnahen, oft feuchten und krautreichen Laubwäldern auf kalkhaltigen Böden wachsende Art als selten und sollte deshalb geschont werden.

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