Stinkmorchel – Juli 2012

Phallus impudicus

Stinkmorchel

Phallus impudicus

Linné ex Persoon

Impudicus = schamlos, unverschämt

Allgemeines

Die Ordnung Rutenpilze gehört zu den höchstentwickelten Buchpilzen, da bei ihr die Pilzfruchtkörper bis zur Vollreife in einer Schutzhülle eingeschlossen bleiben. Bei den Phallaceen ist die Gallerthülle ohne Septen im Gegensatz zu den Gitterlingen, die sich auch durch mehrteilige Fruchtkörper und Sporenmasse im Innern des Rezeptakulums unterscheiden. Bei der Gattung Phallus = Stinkmorchel ist das Streckungselement ungeteilt und bildet einen hutartigen Kopfteil aus, auf dem die Glebamasse außen sitzt und abfließt. Die Gattung kennt drei mitteleuropäische Arten, die als Bodensaprophyten oder Pflanzenwurzelparasiten leben. Die hier zu beschreibende Stinkmorchel wurde bereits 1753 von Linné benannt. Der Aberglaube schrieb dem Pilz als „Gichtschwamm“ heilende Kräfte zu.

Phallus impudicus

Vorkommen

  • Juni bis Oktober;
  • Laubwaldbewohner guter Böden, doch auch in Nadelwäldern, Parkanlagen, Gebüschen, ja Wiesen und Feldern;
  • die Fruchtkörper entwickeln sich auch bei trockenem Wetter;
  • häufig, mit Ausbreitungstendenz.

Typische Erkennungsmerkmale

  1. Die rutenartige Form der Fruchtkörper mit fingerhutförmiger Kappe;
  2. Der weiße, löchrig-zellige Stielteil;
  3. Der wabenartige, mit der Glebamasse angefüllte Kopfteil;
  4. Die dunkelolivgrüne, stinkende Sporenmasse;
  5. Die hypogäischen Knollen („Hexeneier“) mit weißen Rhizomorphen

Makroskopische Merkmale

Die hühnerei- bis kartoffelgroßen, geschlossenen Knollen entwickeln sich unterirdisch, sie sind weiß, kugel- bis eiförmig und durchbrechen erst bei Reife die Bodenoberfläche. Im Schnitt sind drei Hauptschichten zu erkennen: Gallerthülle, Glebamasse und Rezeptakulum. Nach einer zeitlich schnellen Streckung von nur wenigen Stunden entsteht der sichtbare Fruchtkörper.

Der Stielteil ist 10-20 cm hoch und 2-4 cm dick, unten steckt er noch in der aufgeplatzten „Eischale“, nach ober verjüngt er sich und trägt den glockenförmig aufgesetzten Kopfteil. Der Stiel ist weiß, hohl und von löcherig-zelliger Beschaffenheit. Der Kopfteil hängt nur leicht verbunden auf der Stielspitze, er ist bis zu 3 cm hoch, an seinem Scheitel flach und in der Mitte durchlöchert. In seinen Waben befindet sich die fertile Sporenmasse. Nach Abtropfen dieser Sporenmasse bleibt ein weißer, löcheriger Kegel zurück. Die Glebamasse ist schleimig, dunkelolivgrün bis olivbräunlich gefärbt und besitzt einen sehr starken aasartigen Geruch, der Insekten zu Sporenverbreitung anlockt.

Phallus impudicus
Phallus impudicus

Mikroskopische Merkmale

 

Die farblosen Sporen sind stäbchen- bis eiförmig und 4-5/1,5-2,5 μm groß, also sehr klein.

Phallus Impudicus

Verwertbarkeit

Die Hexeneier sind ohne Schale essbar, in Scheiben gebraten schmecken sie kohlrüben- bis rettichartig;

die ausgewachsenen Fruchtkörper sind ungenießbar.

Verwechslungen

Phallus hadriani, Dünen-Stinkmorchel, wächst mit kleineren Fruchtkörpern auf Dünengräsern, aber auch neben Weinstöcken, sie hat eine größere Kappenöffnung, olivbraune Sporenmasse und riecht nicht so stark; ihre Hexeneier und Rhizomorphen haben einen fleischfarbenen bis violettlichen Schimmer.

Dictyophora duplicata, Europäische Schleierdame, hat zwischen Kopf- und Stielteil ein helles Schleiernetz, das unter dem Kopfteil heraushängt, und violettliches Bodenmyzel.

Mutinus caninus, die Hundsrute, hat keinen eigenen Kopfteil, ist wesentlich schlanker und besitzt einen oben gelblichrot gefärbten Stielteil, sie wächst oft an alten Baumstümpfen.

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