Birkenporling – Februar 2017

Birkenporling

Piptoporus betulinus

(Bull.) Karsten (betulinus = zur Birke gehörend)

Allgemeines

In der Gattung Piptoporus = Hautporling stehen wenige hellfleischige, einjährige Porlinge mit also nicht geschichteten Röhren. Die Konsolenoberseite besteht aus einer streifig abziehbaren, pergamentartigen Haut. Die Trama ist zunächst wässrig-fleischig, dann saftlos trocken und kann schließlich leicht zerrieben werden. Der Birkenporling ist ein leicht kenntlicher Pilz, der als gefährlicher Birkenzerstörer gilt und im Splint- und auch im Kernholz eine Braunfäule bewirkt. Linne hat ihn bereits 1753 als Boletus suberosus beschrieben. Bulliard nennt ihn 1786 Boletus betulinus, Karsten stellt ihn 1881 in die Gattung Piptoporus.

Typische Merkmale

  1. Der Wuchsort
  2. Die streifig abziehbare, später von selbst aufplatzende Oberhaut
  3. Der scheitelständige Ansatz

Vorkommen

Ganzjährig, doch vor allem Juli bis Oktober; annuell, selten zweijährig wachsend; parasitisch und saprophytisch nur an Birken, besonders an Baumbirken feuchter Standorte (Moorwälder), da er eine hohe Holz- bzw. Luftfeuchtigkeit benötigt; in einzelnen Exemplaren und in Gruppen; häufig.

Makroskopische Merkmale

Die kissenförmigen Konsolen sind 5-20-(40) cm breit und 2-6 cm dick, jung knollenförmig, dann mit stark gewölbter Oberseite, später verflachend, die Unterseite ist leicht konkav. Die verjüngte Anwuchsstelle ist meist am buckeligen Scheitel, seltener seitlich oder gar von der Unterseite her. Der wulstig-stumpfe Konsolenrand ist stark eingerollt und oft gewellt. Die bräunlichweiße bis graubraune Oberhaut zeigt mitunter einen silbrigen Glanz, sie ist papierartig dünn und lässt sich in Streifen abziehen, im Alter ist sie rissig- aufgeplatzt. Die flache, nicht geschichtete Röhrenschicht ist scharf von der Trama abgesetzt und stets senkrecht nach unten ausgerichtet, sie neigt dazu, sich im Alter selbst abzulösen und kann herabfallen. Sie ist zunächst weiß, dunkelt später ins Grauliche nach. Die Poren sind sehr klein und rund. Das jung sehr saftige Fleisch besitzt einen säuerlichen Geruch und Geschmack, wird aber später zäh und bitterlich, schließlich mürbe und bröckelig. Es ist erst weiß, dann schwach gelbbräunlich gefärbt. Die Farbe des Sporenstaubs in Masse ist ebenfalls weiß.

Mikroskopische Merkmale

  • Die farblosen, glatten, verlängert elliptischen Sporen sind leicht gekrümmt und 5-6,5/1,5-2- pm groß. Die Konsolenhaut ist aus stark verklebten, oberflächenparallelen Hyphen aufgebaut
  • Keine Zystiden gesehen, nur aufsteigende Hyphenzellen
  • Basidien 20-25(30)/5-7 pm, 4-sporig
  • Generative Hyphen unter den Basidien 2 – 3 pm 0, zart, dünnwandig Skeletthyphen häufig in der Röhrentrama, 3 – 5 pm 0

Mikro-Zeichnungen

(Frau Dr. Maser)

I. Röhrentrama

Skeletthyphen 3-5-7 µm Ø, jung ± dünnwandig, älter sehr dickwandig, oft von bindehyphenartigem Charakter, ± parallel, häufig

II. Kontext Mitte

Skeletthyphen 3-5-7 µm Ø, jung ± dünnwandig, älter sehr dickwandig, oft von bindehyphenartigem Charakter, ± parallel, häufig

III. Huthaut, Cutis

Skeletthyphen 3-5-7 µm Ø, jung ± dünnwandig, älter sehr dickwandig, oft von bindehyphenartigem Charakter, ± parallel, häufig

Verwechslungen

Bei Kenntnis der Holzart des Substrats nicht möglich. Piptoporus quercinus, der recht seltene Eichen-Hautporling, hat eine mehr zungenförmige Gestalt, die an den Leberreischling erinnert, eine feinflockig-körnige, ledergelbe Oberhaut, etwas größere Sporen und wächst an alten lebenden Eichen.

Verwertbarkeit

Als Speisepilz bedeutungslos; junge saftige Fruchtkörper sollen mit Zitronensaft gewürzt schmackhaft sein, solange noch keine Röhrenschicht ausgebildet ist. Ötzi, eine etwa 5300 Jahre alte Gletschermumie aus der ausgehenden Jungsteinzeit, führte zwei Birkenporlinge mit sich. Während zunächst vermutet wurde, die Pilze hätten möglicherweise Halluzinogene enthalten, stellte sich dies bald als falsch heraus, ebenso wie die Verwendung als Zunder. Wahrscheinlich trug der Mann die Pilze wegen ihrer antibiotischen Wirkung mit sich. Bedeutung hatte der Pilz in früherer Zeit vor allem als Arzneimittel. Der in dünne Streifen geschnittene Fruchtkörper wurde als Bandage zur Wundheilung verwendet, unter anderem wegen seiner entzündungshemmenden Inhaltsstoffe und seiner blutstillenden Wirkung. Möglich wäre auch, dass er zum Schärfen von Pfeilspitzen diente. In England heißt der Pilz in bestimmten Gegenden heute noch „Razor-shop-fungus“, weil daran früher Rasiermesser geschärft wurden.

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