FLAMMER, R., T. FLAMMER & P. REIL (2013): Trüffeln – Leitfaden zur Analyse der im Handel vorkommenden Arten. 80 S., 127 Abbildungen, kartoniert, 24 x 17 cm. IHW-Verlag. Preis: 18,90 Euro

Seit Handel betrieben wird, wird auch betrogen. Nahrungsmittel waren davon zu keiner Zeit ausgenommen. Der global vernetzte Lebensmittelhandel mit seinen kaum mehr nachvollziehbaren Vertriebswegen und undurchschaubaren Praktiken bietet heutzutage ungeahnte Betrugsmöglichkeiten. Der „Pferdefleischskandal“ im Februar dieses Jahres ist allen Lesern noch in Erinnerung.

Wenn es sich um Betrügereien mit Grundnahrungsmitteln handelt, sind medialer Aufschrei und öffentliche Empörung entsprechend groß. Dagegen verlaufen Betrügereien bei Pilzen, insbesondere mit Trüffeln und den daraus hergestellten Produkten weitgehend unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit. Trüffelbetrug ist zwar für den Verbraucher kaum mit einer nennenswerten Gesundheitsgefährdung verbunden, führt aber in der Regel zu erheblichen finanziellen Einbußen Betroffener. Die Gewinne aus Trüffelbetrügereien können beträchtlich sein, kein Wunder also, dass die Versuchung zu manipulieren hier entsprechend groß ist. Dagegen ist die Gefahr der Aufdeckung gering, zum einen, weil ein sicherer Betrugsnachweis nur mit Mikroskop und entsprechender Erfahrung möglich ist, zum anderen verfügen Lebensmittelkontrolleure meist nicht über die nötigen Fachkenntnisse. Erschwerend kommt hinzu, dass in der EU einheitliche und verbindliche Vorschriften für den Trüffelhandel fehlen.

Diese Problematik greift das im IHW-Verlag erschienene Buch „Trüffel – Leitfaden zur Analyse der im Handel vorkommenden Arten“ auf. Die renommierten Autoren, die beiden Schweizer Mykologen René und Thomas FLAMMER sowie der deutsche Pilz- und Hypogäenexperte Peter REIL, geben dem Interessierten ein geeignetes Werkzeug zur Hand, um Trüffelbetrügereien schnell und sicher zu entlarven und, soweit möglich, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

In den einleitenden Kapiteln werden Regelungen für den Trüffelhandel in Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz sowie Arbeits- und Untersuchungsmethoden vorgestellt. Den Hauptteil bilden Schlüssel und Beschreibungen der im Handel verwendeten echten (Tuber)  und unechten (Terfezia, Tirmania, Kalaharituber, Choiromyces) Trüffeln. Zu fast jeder der vorgestellten Arten werden ein Farbfoto sowie mehrere Sporenfotos und Sporenskizzen abgebildet, die bei einer Sporenanalyse besonders hilfreich sind. Die Fotos beeindrucken ausnahmslos durch ihre Auflösung, Farbechtheit und Detailtreue. Die Beschreibungen sind ausführlich, wobei auf Verwechslungsmöglichkeiten – fallbedingt – große Aufmerksamkeit gelegt wurde. Es folgt eine Zusammenstellung artfremder Bestandteile in Trüffelprodukten, die eine Trüffelung vortäuschen. Deren Palette reicht von Fremdpilzen über Pflanzenteile bis hin zu Medizinkohle. Im Anschluss folgen interessante Fallbeispiele, die die Vielfältigkeit des Trüffelbetruges schildern. Diese stellen, wie die Autoren betonen, wahrscheinlich nur die Spitze eines Eisberges dar. Den Abschluss bilden die Literaturübersicht, Verweise auf weiterführende Literatur und Links sowie eine Liste der im Buch genannten Pilzarten.

Das Buch wendet sich zwar in erster Linie an Markt- und Lebensmittelkontrolleure, doch ist es trüffelbegeisterten Freizeitmykologen ebenso empfohlen wie dem fortgeschrittenen Pilzsachverständigen. Es stellt zudem eine wertvolle Bereicherung der nicht gerade üppigen deutschsprachigen Trüffelliteratur dar. Zu dem rundum geglückten Buch kann man den Autoren nur gratulieren!

                                                                                                                                                  Thomas Glaser